„Wirkungsweise von L-Carnitin auf die Zelle – Eine Chance für Patienten/innen mit Myositis?“
Zu dieser Fragestellung hielt Dr. Peter Holzhauer vom IOZ in München einen umfangreichen und sehr interessanten, lehrreichen Vortrag. Dr. Holzhauer ist Facharzt für Innere Medizin – Naturheilverfahren und Chefarzt der Abteilung für Integrative Onkologie in der Klinik Bad Trissl, in Oberaudorf. Er behandelt vor allem onkologische Patienten und setzt Methoden aus dem Bereich der Komplementärmedizin ein.
Dr. Holzhauer begann seinen Vortrag mit der Fragestellung, ob L-Carnitin eine Option in der Behandlung von Myositis sein könnte. Um dazu eine Aussage treffen zu können, stellte er anhand von Grafiken die Wirkungsweise von L-Carnitin in den Zellen vor und erklärte auf welchem Weg dieses in die Zellen gelangt, um dort überhaupt eine Wirkung entfalten zu können.
L- Carnitin wirkt im Körper anabol (Aufbau von Eiweiß im Organismus steigernd), zytoprotektiv (zellenschützend), neuroprotektiv (Schutz von Nervenzellen) und ausgeprägt anti-entzündlich. Es reguliert an wichtigen Schnittstellen im Körper die Stoffwechsel von Eiweiß, Fett und Zucker. L-Carnitin hat eine zentrale Rolle im Metabolismus langkettiger Fettsäuren. Somit hat es in einer Reihe anderer Vorgänge auch Einfluss auf den Energiehaushalt des Herzmuskels, den Leberstoffwechsel, das Bindegewebe, das Immunsystem und die Skelettmuskulatur.
L-Carnitin hat zwei Schlüsselfunktionen. Zum ersten hilft es die aktivierten, langkettigen Fettsäuren in die Mitochondrien zu transportieren. Dieses dient den Prozessen der Fettverbrennung und damit der Energiegewinnung. Zum zweiten fördert es die Entgiftung/Entfernung von toxischen Acylresten. Dadurch wird unter anderem der aerobe Glucosestoffwechsel optimiert.
Ein Carnitin-Mangel kann durch unzureichende Zufuhr, vegane/vegetarische Ernährung, Lebererkrankungen/ Krebserkrankungen, medikamentöse Interaktionen/Zytostatika, mitochondriale Enzymdefekte, Durchfall, Diurese oder Hämodialyse, Langzeitbelastungen Ausdauersport oder vermehrte Ausscheidung via Niere entstehen. Die Diagnose eines solchen Mangels kann durch eine Untersuchung des Serums erfolgen. Dieses ist allerdings keine Kassenleistung und muss vom Patienten selbst getragen werden.
Dr. Holzhauer wies auf die verschiedenen Unterformen der Myositis und mögliche Ursachen für deren Entstehung, von immunogen bis erregerbedingt hin, wobei bei der idiopathisch, entzündlichen Myositis die entzündlichen Veränderungen im Vordergrund stehen.
Mittels einem Schaubild wurde dargestellt, dass L-Carnitin in Verbindung mit Selen reiz- und schmerzreduzierend auf den physiologischen Ablauf einer Entzündung einwirken kann, in dem sie den zentralen Entzündungsfaktor (NF KappaB) hemmen. Entzündungsprozesse können durch zusätzliche Maßnahmen wie z.B. Ernährung, Modulation der Darmflora (Mikrobiom), sportliche Aktivitäten (im Rahmen der Erkrankung), Mikronährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe reduziert werden.
Dr. Holzhauer konnte Studien finden, in denen nachgewiesen wurde, dass L-Carnitin sowohl ausgeprägte Effekte auf den Entzündungsvorgang hat, als auch dass bei Patienten mit idiopathisch-inflammatorischer Myopathie ein Carnitin-Mangel vorlag.
Weiterhin hat Dr. Holzhauer versucht herauszufinden, ob das Mikrobiom (Darmflora) eine Auswirkung auf Myositis hat. Es gibt jedoch keine Studie zu diesem Thema. Zahlreiche andere Studien belegen, dass ein verändertes Mikrobiom bei der Entstehung von entzündlichen Bindegewebserkrankungen eine große Rolle spielen. Die Darmflora kann durch Präbiotika (Ernährung, Ballaststoffe) oder Probiotika, d.h. lebende vermehrungsfähige Bakterienstämme unterstützt werden.
Aber Vorsicht: Bei immunsupprimierten Patienten sollte der Einsatz von lebenden Bakterienstämmen unbedingt vorher mit dem behandelnden Arzt besprochen werden!
Zusammenfassend gibt Dr. Holzhauer folgendes zu Myositis und L-Carnitin mit auf den Weg:
- Der supportive Einsatz von L-Carnitin bei inflammatorischer Myositis ist ein sinnvoller Ansatz.
- Mehrere kleine oder präklinische Publikationen beschreiben eine ausgeprägte oxidative Belastungsowie einen sekundären Mangel an L-Carnitin.
- Häufig liegt gleichzeitig und begleitend eine mitochondriale Dysfunktion mit Defekten von Enzymen der Atmungskette
- L-Carnitin verfügt über ausgeprägte anti-inflammatorische Eigenschaften, auch direkt als Scavenger/Radikalfänger.
- Leider ist die Datenlage / Evidenz für den klinischen Einsatz sehr gering.
- Es existieren keine aktuellen randomisierten, placebokontrollierten klinische Studien. Der Therapieversuch ist also momentan immer noch experimentell.
- L-CARNITIN entfaltet ausgeprägte antientzündliche Eigenschaften
- L-CARNITIN optimiert den Energiestoffwechsel der Muskeln
- L-CARNITIN entfaltet ausgeprägte antioxidative Eigenschaften bei hohem oxidativem Stress bei Myositis
- Auf gesunde und fleischarme Ernährung achten!