2. Verleihung Myositis-Nachwuchs-Forschungspreis
Im Rahmen des DGM Kongresses vom 09.-10. Mai 2019 wurde am 10. Mai 2019 bereits zum zweiten Mal der Myositis Nachwuchs Forschungspreis der DGM verliehen. Stellvertretend für die Preisstifter Josef und Denis Dumm und Jutta Franke-Martini hat die Vorsitzende der Diagnosegruppe Myositis sowohl an der Vorstellung der Arbeit, als auch an der Preisverleihung teilnehmen können.
Der Myositis Nachwuchs Forschungspreis ging an Dr. Per-Ole Carstens für seine Arbeit „Evaluation of dysphagia by novel real-time MRI (RT-MRT)“ („Echtzeit-MRT zur Evaluation der Dysphagie bei der Einschlusskörpermyositis (IBM) und anderen neuromuskulären Erkrankungen“).
Bei der Dysphagie handelt es sich um eine Schluckstörung. Diese kommt bei vielen neuromuskulären Erkrankungen vor und kann zu reduzierter Lebensqualität, Unterernährung, Flüssigkeitsmangel, Verschlucken mit Erstickungsgefahr und Lungenentzündungen führen. Die Therapien für die verschiedenen Erkrankungen sind bisher leider wenig spezifisch.
Dr. Carstens stellte seine Arbeit in einer Power-Point Präsentation vor. Die Zielsetzung bestand darin, die Sicherheit und Durchführbarkeit von Echtzeit-MRT-Untersuchungen bei Patienten mit Schluckstörungen zu überprüfen und mit den bisherigen Standardmethoden zu vergleichen. Zur Untersuchung von Schluckstörungen standen bisher die „Flexible endoskopische Evaluation des Schluckens“ (FEES) und die Videofluoroskopie (VS) zur Verfügung. Bei der FEES wird mit einer kleinen Kamera über die Nase in den Rachen geschaut. Hierbei besteht die Problematik, dass der Bereich unterhalb der Schleimhaut nicht einsehbar ist. Bei der VS wird der Patient potentiell schädlichen Röntgenstrahlen ausgesetzt und Weichgewebsstrukturen wie die Schluckmuskeln sind nicht sichtbar.
Bei dem Echtzeit-MRT werden vom Patienten viele aufeinanderfolgende Aufnahmen während des Schluckens von Ananassaft aufgezeichnet. Durch das Mangan im Ananassaft ist dieser auf den Aufnahmen sichtbar und lässt sich während des kompletten Schluckaktes verfolgen. Die Auswertung der Bilder zeigt, ob eine Schluckstörung vorliegt und wie schwer sie ausgeprägt ist. Auch können die Schluckmuskeln, die zur Schluckstörung führen, wahrscheinlich identifiziert werden.
Das liegt daran, dass im MRT Weichgewebestrukturen viel besser dargestellt werden können als in der VS. Zudem wurde festgestellt, dass eine signifikante Korrelation zwischen der Einschätzung der Patienten in ihrer Schluckstörung und dem Ergebnis des MRT vorlag. Diese Arbeit hat dazu beigetragen, dass weitere Studien bei der IBM und anderen Muskelerkrankungen zu Schluckstörungen folgen werden.
Ziel aller dieser Studien ist es, die Ursachen von Schluckstörungen bei verschiedenen Muskelerkrankungen besser zu verstehen und mit diesem Wissen spezifischere Therapien zu entwickeln. Ein weiteres Ziel ist die Etablierung des RT-MRT als Routinediagnostik in der Klinik. In der Universitätsmedizin Göttingen werden operative Eingriffe am oberen Speiseröhreneingang bereits auf Basis der RT-MRT Bilder geplant. Eine Veröffentlichung der Arbeit erfolgte in der Zeitschrift „Neurology“ und ist unter folgenden Links zu finden:
Der Preisträger, Dr. Per-Ole Carstens, wurde in Verden (Aller) geboren und ist 36 Jahre alt. In der Zeit von 2007 bis 2010 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Humangenetik in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Hahn in Göttingen tätig. Nach seinem Studium der Humanmedizin in Göttingen wurde er 2010 Assistenzarzt an der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Göttingen und seit 2018 ist er Facharzt für Neurologie. Er ist seit langem Mitglied der Arbeitsgruppe Muskelimmunbiologie von Prof. Jens Schmidt.
Am 14. September 2019 wird Dr. Per-Ole Carstens als Referent beim Patientenfachtag Myositis in Norderstedt in Schleswig – Holstein einen Vortrag halten.